KR383 Warum Pflegebetrug so lukrativ ist
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Der tanzenden Senior ab Minute 53 mimte einen Schwerstpflegebedürftigen – er und sein Pflegedienst kassierten jeden Monat über 1000 Euro, sagt Stephan von Dassel, Stadtrat für Soziales und Bürgerdienste im Bezirksamt Mitte. Betrügerische Pflegedienste widmeten sich “einem der lukrativsten Verbrechen” und verursachten Schäden von bis zu zwei Milliarden Euro, erklärt Stephan von Dassel im Küchenradio. DocPhil lässt sich erklären wie das verschwiegene Betrugskartell aus Simulanten, Pflegediensten und Ärzten funktioniert – und warum viele Sozialämter und Pflegekassen so wenig dagegen machen.
frosch03
Tolle Sendung!
Es scheint, als ob jedes Thema spannend sein kann, wenn nur die richtigen leute die Fragen stellen.
Pingback: Die letzten und nächsten 24h, Samstag, 04.07.2015 | die Hörsuppe
Christian
Toll, dass es wieder ein neues Küchenradio gibt! Diese Folge hat mich sehr gefesselt, obwohl das Thema ja insgesamt bedrückend und der konkrete Sachverhalt auch noch empörend ist. Herr von Dassel weiß interessant zu berichten… leicht, ihm mit Interesse zu folgen. Auffallend, wie er beim Thema “geschlossene Mileus” um politische Korrektheit gerungen hat. Ich weiß: Mienenfeld.
Bitte wieder mehr KR… diese Folge hat in Erinnerung gerufen, was wir vermisst haben.
Diet0r
Das ist ein schwieriges Thema. Die Aussagen (sinnwörtlich) “Wenn wir es denen so einfach machen, warum sollten die es nicht machen? Wir sollten die Hürden hoeher setzen.” heisst im Umkehrschluß auch, dass diejenigen die es brauchen und hilflos sind mehr Steine in den Weg gelegt bekommen.
Die Logische Weiterführung ist, dass grundsätzlich erstmal von Misstrauen ausgegangen werden muß…
Philip Banse
Genau das ist ein problematischer Effekt dieser Betrügereien: Alle, die ehrlich arbeiten und vor allem alle, die wirklich Hilfe und Pflege brauchen, stehen unter Verdacht und haben es schwerer zu bekommen, was sie brauchen.
rupi
Ich finde das aufhängen des Pflegenotstands auf Seite der Versicherungen anzufangen unfair.
Ich vermittle Dir gerne einen Kontakt wo Du den wirklichen Pflege notstand von wirklich Pflegebedürftigen sehen kannst! echt schmutzig und nicht den wieder den Florida Rolf durch die gasse treiben!
Philip Banse
Er haengt den Notstand ja nicht bei den Kassen auf, wundert sich nur, weshalb die offenbar so zaghaft ermitteln. Kontakt nehme ich aber gern philip@kuechenstud.io
Philip Banse
Ah, interessant. In BW ist ja immer alles ein bisschen solider organisiert ;) Ich werde die Tage mal Kontakt zum MDK hier in Berlin aufnehmen. Eine andere zentrale Sache die Dassel behauptet ist ja, dass die Pflegekassen Betrüger wenig/kaum sanktionieren. Wie ist Deine Erfahrung?
I_Maria
Zu den “soliden BW-lern” gibt es einen Artikel über Pflegebetrügereien in den Stuttgarter Nachrichten http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.pflegebetrug-wenn-der-arbeitstag-60-stunden-hat.7f09c887-66bf-44ca-8f03-f7b9cac6c251.html
Bernd
Ich denke, dass der Betrug durch Anonymität erleichtert wird. Ich leite einen ambulanten Dienst in BaWü in einer Gemeinde von 10.000 Einwohnern und werde jedes Jahr vom MDK gnadenlos geprüft. Alle Abrechnungsunterlagen müssen vorgelegt werden. Die komplette Arbeitszeiterfassung und Tourenpläne der Mitarbieter werden eingesehen.
Wenn jemand in diesem Stil betrügt, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass für jeden zu pflegenden Patient eine MDK-konforme Akte und Dokumentation angelegt wird. Keine Anamnese, keine Maßnahmenplanung, etc. Das wäre für die Betrüger doch viel zu viel Arbeit und es braucht qualifiziertes Personal dazu. Hier bei uns wäre eine Betrugsfall das Ende unseres Pflegedienstes da es einen Tag später der ganze Ort wüsste, was für ein Abzocker man doch ist….
Es wird wohl nicht konsequent dagegen vorgegangen. Wer die Abrechnungsmodalitäten im Bereich SGV, SGB XI und SGB XII kennt, weiß wo er reingreifen muss, um die schwarzen Schafe zu entlarven.
Es gehören immer (mindestens) zwei dazu!
Philip Banse
Da haben Sie vollkommen Recht und das ist ja im Gespräch aus rausgekommen, denke ich: Aufsicht, Kontrolle und Durchsetzung der Regeln – daran mangelt es in Berlin ganz offensichtlich.
Hier noch eine dpa-Meldung vom 15.12.2015
Mehr als hundert Verfahren wegen Betrugs in der Pflege seit 2013
Berlin (dpa/bb) – Es geht um abgerechnete Leistungen, die so nicht
erbracht wurden: Bei der Berliner Staatsanwaltschaft hat es seit 2013
mehr als hundert Verfahren wegen Betrugs in der Pflegebranche
gegeben. Das geht aus einer Antwort der Senatsverwaltung für
Gesundheit und Soziales auf eine schriftliche Anfrage der Linken
hervor. Seit 2013 wurden demnach 217 Strafanzeigen gegen 157
Pflegedienste in Berlin gestellt. 101 Verfahren wurden in dem
Zusammenhang bei der Ermittlungsbehörde registriert.
Anzeige erstattet hatten etwa Bezirksämter, Angehörige oder
Krankenkassen. Häufig bestand demnach der Verdacht, dass abgerechnete
Leistungen gar nicht oder nicht in der vereinbarten Qualität erbracht
wurden. Der Großteil der Verfahren ist den Angaben zufolge noch nicht
erledigt – entweder weil das Ermittlungsverfahren noch läuft oder
weil es noch keine Hauptverhandlung gab. Derzeit gibt es rund 611
Pflegedienste in Berlin. Die Mehrheit sind private Anbieter.