KR383 Warum Pflegebetrug so lukrativ ist

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| 11 Kommentare

Stephan von Dassel in seinem Büro

Der tanzenden Senior ab Minute 53 mimte einen Schwerstpflegebedürftigen – er und sein Pflegedienst kassierten jeden Monat über 1000 Euro, sagt Stephan von Dassel, Stadtrat für Soziales und Bürgerdienste im Bezirksamt Mitte. Betrügerische Pflegedienste widmeten sich “einem der lukrativsten Verbrechen” und verursachten Schäden von bis zu zwei Milliarden Euro, erklärt Stephan von Dassel im Küchenradio. DocPhil lässt sich erklären wie das verschwiegene Betrugskartell aus Simulanten, Pflegediensten und Ärzten funktioniert – und warum viele Sozialämter und Pflegekassen so wenig dagegen machen.

11 Kommentare

  1. Tolle Sendung!
    Es scheint, als ob jedes Thema spannend sein kann, wenn nur die richtigen leute die Fragen stellen.

  2. Pingback: Die letzten und nächsten 24h, Samstag, 04.07.2015 | die Hörsuppe

  3. Toll, dass es wieder ein neues Küchenradio gibt! Diese Folge hat mich sehr gefesselt, obwohl das Thema ja insgesamt bedrückend und der konkrete Sachverhalt auch noch empörend ist. Herr von Dassel weiß interessant zu berichten… leicht, ihm mit Interesse zu folgen. Auffallend, wie er beim Thema “geschlossene Mileus” um politische Korrektheit gerungen hat. Ich weiß: Mienenfeld.
    Bitte wieder mehr KR… diese Folge hat in Erinnerung gerufen, was wir vermisst haben.

  4. Das ist ein schwieriges Thema. Die Aussagen (sinnwörtlich) “Wenn wir es denen so einfach machen, warum sollten die es nicht machen? Wir sollten die Hürden hoeher setzen.” heisst im Umkehrschluß auch, dass diejenigen die es brauchen und hilflos sind mehr Steine in den Weg gelegt bekommen.

    Die Logische Weiterführung ist, dass grundsätzlich erstmal von Misstrauen ausgegangen werden muß…

    • Genau das ist ein problematischer Effekt dieser Betrügereien: Alle, die ehrlich arbeiten und vor allem alle, die wirklich Hilfe und Pflege brauchen, stehen unter Verdacht und haben es schwerer zu bekommen, was sie brauchen.

  5. Ich finde das aufhängen des Pflegenotstands auf Seite der Versicherungen anzufangen unfair.
    Ich vermittle Dir gerne einen Kontakt wo Du den wirklichen Pflege notstand von wirklich Pflegebedürftigen sehen kannst! echt schmutzig und nicht den wieder den Florida Rolf durch die gasse treiben!

  6. Ah, interessant. In BW ist ja immer alles ein bisschen solider organisiert ;) Ich werde die Tage mal Kontakt zum MDK hier in Berlin aufnehmen. Eine andere zentrale Sache die Dassel behauptet ist ja, dass die Pflegekassen Betrüger wenig/kaum sanktionieren. Wie ist Deine Erfahrung?

  7. Zu den “soliden BW-lern” gibt es einen Artikel über Pflegebetrügereien in den Stuttgarter Nachrichten http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.pflegebetrug-wenn-der-arbeitstag-60-stunden-hat.7f09c887-66bf-44ca-8f03-f7b9cac6c251.html

  8. Ich denke, dass der Betrug durch Anonymität erleichtert wird. Ich leite einen ambulanten Dienst in BaWü in einer Gemeinde von 10.000 Einwohnern und werde jedes Jahr vom MDK gnadenlos geprüft. Alle Abrechnungsunterlagen müssen vorgelegt werden. Die komplette Arbeitszeiterfassung und Tourenpläne der Mitarbieter werden eingesehen.
    Wenn jemand in diesem Stil betrügt, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass für jeden zu pflegenden Patient eine MDK-konforme Akte und Dokumentation angelegt wird. Keine Anamnese, keine Maßnahmenplanung, etc. Das wäre für die Betrüger doch viel zu viel Arbeit und es braucht qualifiziertes Personal dazu. Hier bei uns wäre eine Betrugsfall das Ende unseres Pflegedienstes da es einen Tag später der ganze Ort wüsste, was für ein Abzocker man doch ist….
    Es wird wohl nicht konsequent dagegen vorgegangen. Wer die Abrechnungsmodalitäten im Bereich SGV, SGB XI und SGB XII kennt, weiß wo er reingreifen muss, um die schwarzen Schafe zu entlarven.
    Es gehören immer (mindestens) zwei dazu!

    • Da haben Sie vollkommen Recht und das ist ja im Gespräch aus rausgekommen, denke ich: Aufsicht, Kontrolle und Durchsetzung der Regeln – daran mangelt es in Berlin ganz offensichtlich.

      Hier noch eine dpa-Meldung vom 15.12.2015

      Mehr als hundert Verfahren wegen Betrugs in der Pflege seit 2013

      Berlin (dpa/bb) – Es geht um abgerechnete Leistungen, die so nicht
      erbracht wurden: Bei der Berliner Staatsanwaltschaft hat es seit 2013
      mehr als hundert Verfahren wegen Betrugs in der Pflegebranche
      gegeben. Das geht aus einer Antwort der Senatsverwaltung für
      Gesundheit und Soziales auf eine schriftliche Anfrage der Linken
      hervor. Seit 2013 wurden demnach 217 Strafanzeigen gegen 157
      Pflegedienste in Berlin gestellt. 101 Verfahren wurden in dem
      Zusammenhang bei der Ermittlungsbehörde registriert.

      Anzeige erstattet hatten etwa Bezirksämter, Angehörige oder
      Krankenkassen. Häufig bestand demnach der Verdacht, dass abgerechnete
      Leistungen gar nicht oder nicht in der vereinbarten Qualität erbracht
      wurden. Der Großteil der Verfahren ist den Angaben zufolge noch nicht
      erledigt – entweder weil das Ermittlungsverfahren noch läuft oder
      weil es noch keine Hauptverhandlung gab. Derzeit gibt es rund 611
      Pflegedienste in Berlin. Die Mehrheit sind private Anbieter.

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