DI076 Heinz Bude: Solidarität als Ausweg aus der globalen Sinnkrise
Du bist noch kein Abonnent/+?
Hier erfährst Du mehr über
Rechte Parteien im Aufwind, Populisten an der Macht, die westlichen Industriegesellschaften auf der Suche nach Sinn und neuen Gesellschaftsmodell zwischen kapitalistischem Individualismus und dirigistischem Sozialismus – mit was können wir diese Lücke im Herzen unserer Gesellschaft füllen? Was kann das Leitmotiv für die Entwicklung einer neuen Gesellschaftsvision sein? Solidarität, sagt der Soziologe Heinz Bude im Gespräch mit Philip Banse.
Heinz Bude ist Soziologe an der Uni Kassel und Autor u.a. der Bücher
- “Solidarität. Die Zukunft einer großen Idee” (Amazon Affiliate Link)
- “Gesellschaft der Angst” (Amazon Affiliate Link)
MO
Danke für diesen sehr spannenden und wirklich interessanten Podcast!
Zu ca. 1:05, als es (mal wieder) um das ländliche Bayern als Beispiel hinterweltlerischer Exotik geht: bei uns gehört Solidarität zum Alltag. Es gehört zum guten Ton, sich in so vielen Ortsvereinen zu engagieren, wie man es schafft. Dadurch wird der Ort lebendig gehalten, man kennt sich, man hilft sich. Das Beispiel mit dem Automechaniker, der CSU wählt und zwei Geflüchtete beschäftigt überrascht mich nicht ansatzweise: die dahinter stehende Geisteshaltung des Zusammenhalts ist ganz normal und sehr verbreitet.
Dirk Hagener
Hallo Philip
Klasse Interview, sehr viel drin zum Weiternachdenken, auch das von Christian Fuchs. Ich hoffe du kannst noch mehr so spannende Interviews organisieren. Der Grund meines Kommentars ist aber weniger die spannenden Gespraeche, sondern die Beobachtungen zu meinem Lieblingskommentar Lage der Nation. Warum ich den hier jetzt schreibe, hat mit dem Format des Interviews im Medienradio zu tun. Hier finde ich wieder die ganzheitliche, gesamtgesellschaftliche Perspektive wieder, die ich am Anfang bei der Lage auch wahrgenommen habe. Fuer mich wart ihr im ersten Jahr immer der Podcast mit der breitesten Perspektive, der sich auch Gedanken gemacht, die nicht in Berlin-Prenzlau wohnen und nicht im links-liberalen Milieu verheimatet sind. Diese Perspektiven kommen mir in den letzten Monat deutlich zu kurz, ich nehme Euch mehr und mehr als Mainstream Podcast wahr, der zusammenkehrt was NYT, SZ und SPON schriftlich von sich geben. Ich weiss, dieses Urteil wird Euer sorgfaeltigen Recherche nicht gerecht, aber fuer mich ist es derzeit zu sehr Mainstream …und das meine ich jetzt nicht abwertend, weil ich das auch (mehr oder weniger) repraesentiere. Meine Sorge ist halt das wir in der Medienlandschaft echt keine englischen oder amerikanischen Verhaeltnisse haben sollten und ein bisschen steuern wir darauf zu. Daher suche ich fuer mich Formate die versuchen Bruecken zu bauen und ganzheitlich zu erklaeren, die eher auf Pro und Contra setzen als auf Richtung Meinungsfuehrerschaft hinarbeiten. Ich hoere seit dem Start das Morning Briefing von Gabor Steingart, gerade weil ich mit vielem nicht einverstanden bin, was er so von sich gibt, aber vor allem auch weil er immer wieder Studiogaeste hat (Lafointaine, Wagenknecht, Muentefering etc>) die alles andere als seine politische Kragenweite sind. Ich finde, dass ihr mir was die Themen und die Art viel naeher seid als Herr Steingart als Repraesentant der alten weissen Maenner (auch wenn ich das ohne Zweifel auch bin 😀..ihr seid ja noch ein bisschen davon entfernt und viel cooler😉), trotzdem wuerde euer Sendung Kontrapunkte, andere Meinungen, neue Perspektiven gut tun. Gerade bei der Urheberrechtsreform war mir das alles viel zu einseitig, ich weiss ihr seid betroffen und das ganze ist handwerklich wahrscheinlich ein Desaster, allerdings sind ja die Befuerworter nicht nur Idioten (die aeltere Dame bei den Gruenen, deren Name mir gerade nicht einfaellt, machte absolut einen vernuenftigen Eindruck). Daher waere es toll, wenn ihr wieder ein bisschen an Eure Nachdenklichkeit und den Mut, es halt auch nicht zu wissen weil es viele Moeglichkeiten gibt, die Euch in den ersten Lagen auszeichneten, wieder anknuefen wuerdet. Only some food for thoughts, grundsaetzlich bleibe ich Fan, insbesondere deiner Interviews auch im Deutschlandfunk – Liebe Gruesse aus Haarlem Dirk
Philip Banse
Hi Dirk!
Danke für die konstruktive Kritik. Es haben sich in diese Richtung noch nicht viele geäußert, aber ein paar schon. Ich bespreche das mal mit Ulf.
Pingback: Sach ma Dieter – Partizipator
Marek
Hallo Philip,
ich wollte nur mal kurz ein vielen Dank für das supertolle Gespräch mit Hr. Bude rüberschmeissen ….
Das war aus meiner Sicht sehr, sehr gut gemachter “Premium-Content” und bleibt auf meinem Ipod (ok, ich bin schon secht old-school in manchen Dingen) neben den Offshore-Leaks und der Medien-Guerilla permanent drauf, für immer mal wieder anhören um die Folge nochmal zu genießen (gilt übrigens auch für die Wedding-Folge vom Küchenradio)….
Der (ja sehr wohlwollenden) Kritik von Dirk bezüglich der Lage kann ich mich grob anschließen bzw. ist mir durch diese Folge mal wieder die Stärke von langen Interview-Podcast im Vergleich zu Radio (bzw. dem schnellen “durchhecheln” von Themen im Podcast) klar geworden ist…
Philip Banse
Freut mich, danke
orbit
Hallo Philip,
Habe heute wärend der Zustellung den Podcast gehört, arbeite bei der Post. ich bin in den alten Bundesländern aufgewachsen und nach der Wende im Westdeutschen Raum beheimatet. Bin viel und oft bei Verwandten im Urlaub in meiner alten Heimat. Meine Frau arbeitet als Pflegekraft und meine Tochter ist in Ausbildung als Kindergärtnerin. Am Anfang fand ich den Podcast recht gut, aber irgendwann war ich doch relativ schokiert über die Ansichten dieses Herrn Heinz Bude! Untzer anderen war seine “Die armen Vermieter habens ja so schwer” Ansicht relativ ulkig . ich meine das jemand welcher in prekärer situation lebt doch eigentlich auch Anspruch auf Eigentum , seine eigene Wohnung haben sollte…das wird abgewiegelt weil ja der “arme Vermieter” ja an seine Altersvorsorge denken muss. ich würde lieber meine Miete als Eigentumserwerb zahlen als irgendwelche Vermieter den Altesruhestand sichern…weil ich ja auch irgenwann alt sein werde. Richtig wütend hat mich seine Ansicht zum BGE gemacht. er mein das jemand der 35 Jahre seinen Chef reich gemacht hat es niemanden gönnt jetzt plpötzlich ohne Arbeit ein gesellschaftlich teilhabendes einkömmliches Leben zu führen…das wäre mit prekärer Beschäftigten aus Neid nicht möglich, meinte er…Nun hier sind einige prekäre Beschäftigte und die sagen ihm: Lieber bezahle ich einigen arbeitslosen Punks die Bier als irdend einen Ackermann den Goldenen Schalthebel seines Porsches…Ich möchte in einer Welt leben wo meine Kinder keine Angst haben müssen das , wenn sie den Wettbewerb nicht schaffen , sie auf der Strasse landen oder fürn Hungerlohn arbeiten müssen. Ich möchte das auch nicht für andere Menschen ohne Einkommen, Verarmung würde ein grosses Risiko für alle darstellen, Kann man so häufig sehen in anderen Ländern. aber der gute Herr Soziologe Heinz Bude schubst ganz in Neoliberlaer Manier das schwarze Peterchen zu den Prekären…So etwas Blasiertes hab ich schon in Focus-Kommentaren gelesen welche gerne sich rechtferigen nix an Obdachlose zu geben wegen “Bettlerbanden” . Das hat mich wirklich wütend gemacht..allerdings bin ich als Zusteller solche blasierte Intellektuellen Aroganz gewöhnt…Leute welche sich vermeint als ja so super sozial bezeichnen , bloss nicht wirklich sich ran trauen das Maul aufzumachen bei steigender Ungeleichheit in der EinkommensPyramiede.(beobachtbar). Also verbleibe ich mit einem eher sehr ärgerlichen Eindruck
Mark
Die Äußerungen Budes zum Wohnungsproblem sehe ich ebenfalls kritisch. Wer 2019 immer noch behauptet es gäbe massenhaft günstige Wohnungen, hat nicht verstanden wie gravierend die Situation für sehr viele Menschen ist.
Seine Haltung zu Immobilien fand ich recht widersprüchlich. Einerseits stellt er Eigentümer als harmlos dar, andererseits fordert er einen anderen Umgang mit Grund und Boden und verlangt Belegungsbindungen. Warum sollten solche Regularien eingeführt werden, wenn Immobilieneigentümer keine Probleme schaffen?
Ebenfalls fragwürdig war, das scheinbar erst 9/11 und die Finanzkrise 2008, ihn darauf gebracht haben, das Neoliberalismus Verlierer und Krisen produziert. In welcher Wohlstandsblase hat Bude vorher gelebt? Krisen und Armut gab es auch in den Jahrzehnten davor.
@Philip:
Es gab diese Stelle im Podcast, wo du vorsichtig die Frage angedeutet hast, ob Ostdeutsche den Westdeutschen gegenüber dankbarer sein sollten*. In Anbetracht der massiven Probleme, die Einigungsvertrag und Treuhand gebracht haben, klingt diese Frage wie ein Hohn. Ich würde sie daher verneinen.
* korrigiere mich, wenn ich dich falsch verstanden habe.
Philip Banse
Ich wollte nicht sagen, dass die Ostdeutsche den Westdeutschen dankbar sein sollen. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass dies im Westen eine weit verbreitete Haltung war/ist, die ich aber nicht unterstütze.
Mark
Danke für die Klarstellung.
abc
Ich finde diese Einforderung von Solidarität von den Bürgern eines Landes extrem problematisch. Das läuft am Ende ja darauf hinaus, dass wir den Staat aus seiner “Fürsorgepflicht” entlassen und fordern, dass die ganzen Idioten sich gegenseitig helfen und dann ist gut.
Philip Banse
Das sehe ich anders. Es gibt so viele Bereiche, in denen der Staat vorkommt und sich auch nicht in den Alltag einmischen sollte, wo Solidarität aber einen großen Unterschied machen würde. Bude hat ja einige aufgezählt. Aber auch in Bereichen, wo der Staat Sachen aktiv regelt kann Solidarität die Dinge doch sehr vereinfachen. Ich finde, das ist kein Widerspruch.
Ka
Wunderbare Interviews, ich bin Fan der neuen Ausrichtung des Podcasts und habe speziell diesen im beruflichen Netzwerk schon viel geteilt. Ich kenne nun natürlich Ihre Wunschliste für die nächsten Interview Partner(innen) nicht aber hoffe mal das da auch viele spannende Expertinnen drauf sind?
Mfg und weiter so!
Philip Banse
Danke. Bin natürlich für Vorschläge offen 😉
Marek
Hallo Philip,
ich hab beim joggen den Podcast mal wieder gehört und bin da über einen Gedanken “gestolpert” den ich eigentlich auch immer so verstanden hatte.
Du erwähst an einer Stelle das es ja gerade auch in Amerika immer um die Wähler/Innen in der Mitte geht, welche besonders umworben werden. Nun gab es aktuell eine Folge von Freakonomics die das mal ganz anders analysiert haben http://freakonomics.com/podcast/politics-industry-rebroadcast/ …
Wenn ich den Gedanken des Podcast richtig verstanden habe, führt gerade das Duopol dort eher dazu, dass man sich eher um die Ränder seiner Partei kümmert (je radikaler desto eher aufgestellt intern) und die Mitte dann ja eh nur noch die Wahl zwischen den beiden Parteien hat (auf Grund des Wahlssystems) …
Georg
Einfach mal DANKE für dieses großartige Interview!