DI067 Journalismus als Genossenschaft

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| 11 Kommentare

Thomas Berg vom Genossenschaftsverband erklärt Philip Banse, warum eine Genossenschaft reizvoll für journalistische Unternehmungen sein kann.
Es geht natürlich um die Genossenschaft der tageszeitung (taz), aber auch um Energie-Genossenschaften, App-Genossenschaften und die Netzgenossenschaft. Thomas Berg erläutert wie genau Genossenschaften funktionieren, wie man sie gründen kann und welche Vorzüge sie besonders für Journalisten bieten: Die Geldgeber verlangen nicht in erster Linie Rendite, sondern guten Journalismus. Aber ist das das Ende der Suche nach neuen Geschäftsmodellen?

Am 5.9.13 macht Thomas Berg zum Thema “Die Genossenschaft – ein Zukunftsmodell für Freie Journalisten?” auch ein Seminar beim DJV-Landesverband Berlin.

11 Kommentare

  1. Moin Philip!

    Als taz-Genosse muss ich realisieren, dass mein Anteil nur noch knapp 3/4 seines Nominalbetrags wert ist. Aber das kratzt mich nicht, denn mit fast 13.000 anderen Menschen sorge ich dafür, dass es in unserer verödenden und krepierenden Presselandschaft noch eine wirklich unabhängige Zeitung gibt, die vor keinem Verleger oder Anzeigenkunden kuschen muss. Und wenn der Anteil wertlos geworden ist, kaufe ich den nächsten!

    Du klangst ja recht skeptisch, was die Genossenschaftsoption für Journalisten angeht. Ich musste die ganze Zeit an netzpolitik.org denken. Die machen gute journalistische Arbeit und haben ein Finanzierungsproblem. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man so etwas genossenschaftlich auf eine solidere Basis stellen könnte. Natürlich ändert sich dadurch nicht sofort die Ertragssituation, aber mit einer entsprechenden gemeinnützig angelegten Satzung wäre es vielleicht einfacher, mehr regelmäßige Unterstützer zu finden, die vielleicht keinen Anteil zeichnen, aber bereit wären, regelmäßig mehr als einen Flattrklick zu geben. Nur so als Beispiel…

    Freue mich auf die nächsten Folgen.

    • Ja, dieser Community-Building-Aspekt scheint mir auch recht bedeutend. So eine Genossenschaft scheint zusammen zu schweissen und die Mitglieder implizit zu mehr Engagement und auch finanziellen Opfern zu bewegen. Das hoere ich auch aus Deinen Worten raus. Stoert es Dich nicht, dass Deine Anteile/Einlagen aufgefressen werden, weil es der taz nicht gelingt, ihr Produkt so zu verkaufen, dass Redakteure gut bezahlt werden und die Zeitung sich traegt? Wie nimmst Du als Genosse Einfluß auf das gemeinsame Projekt taz – ausser Geld nachzuschiessen?

      • Da du mich konkret fragst, antworte ich gerne:
        Nein, es stört mich nicht, dass der Anteil schmilzt. Ich habe da in über 10 Jahren Mitgliedschaft bislang rund 125€ (also etwa 1€ pro Monat) verloren, zahle aber im Monatsabo trotzdem den politischen(!) Preis von 47,90€. Das ist eben kein Altruismus, sondern das ist die im Kapitalismus einzig wirksame Wahlentscheidung: Wem oder wohin gebe ich mein Geld? (Auch das seit Jahren funktionierende 3-Preise-Modell der taz finde ich übrigens äußerst beachtenswert!)
        Zur zweiten Frage: Ich lese jede Genossenschaftsinfo, inkl. Jahresabschluss und Berichten der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates, gründlich durch. Solange ich daraus den Eindruck habe, die Genossenschaft handelt weiterhin in meinem Sinne, verzichte ich auf mein Stimmrecht. Sobald die Tagesordnung Punkte enthielte, die ich missbillige, führe ich selbstverständlich nach Berlin, um dagegen zu stimmen.
        Und um nochmal auf den Kapitalismus zurück zu kommen: Meine Generation, nämlich die heute 45- bis 65-Jährigen, sind wohl die letzte Erbengeneration, die vom Wohlstand der Eltern noch profitieren konnte und kann. Wenn die Parteipolitik und ihre Protagonisten frei von jeder gesellschaftspolitischen Vision sind und nur noch dem Quartals- und Legislaturperioden-Denken verhaftet sind, dann müssen wir eben mit unserem Kapital und durch die Nutzung gegebener Rahmen (also z.B. Genossenschaftsgründungen mit sozialen oder ökologischen Aspekten) dafür sorgen, dass langfristige Strukturen (der solide Kaufmann denkt nicht in Quartalen, sondern in Dezennien) geschaffen werden, die von der einzelnen Person unabhängig sind, die Haltung dieser Person jedoch widerspiegeln und so Zukunft konkret ausgestalten.
        Sorry für diese etwas lang ausgefallene Hoffnungsattacke…

  2. Wurde nicht im Podcast erwähnt (falls ich es nicht überhört habe): Bei Genossenschaften gibt es ein interessantes Detail: Der Genosse haftet nicht notwendigerweise ‘nur’ mit 100% seiner Anteile. Im worst case muss er 100% der Anlagesumme nachschießen.

    Man kann diese Nachschusspflicht zwar per Satzung ausschließen, aber der Default ist: Nachschusspflicht.

    Meiner Erfahrung nach wird auf diese Nachschusspflicht vom ‘Anbieter’ oft nicht hingewiesen – z.B. bei der lokalen Volksbank wurde sie erst auf konkrete Nachfragen hin eingeräumt.

    Siehe auch:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Genossenschaft#Rechtsform
    http://de.wikipedia.org/wiki/Nachschusspflicht

    Ein weiteres Beispiel für einen verbreiteten Anwendungsfall von Genossenschaften: Genossenschaftliches Wohnen (wo der Genossenschaft mehrere Wohnblöcke in einer Stadt gehören).

  3. Schön, dass es endlich wieder eine Folge gibt. Du erwähntest mal, du hättest auch noch eine Folge auf Halde, während diese hier erst jüngst aufgenommen worden zu sein scheint. Kommt die alte auch noch irgendwann?

    Weiters wäre es schön, wenn die Downloadlinks auch ohne JavaScript funktionieren würden. Da die Seite auch Podlove zu nutzen scheint und es auf anderen Seiten, die das auch tun, inzwischen seit einer Weile endlich funktioniert, wäre das mit einem einfachen Softwareupdate vielleicht schon getan, falls diese Anwendung so funktioniert, wie ich mir das nach dem, was ich darüber irgendwann mal gehört habe, vorstelle.

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