Der Zweite Weltkrieg ist Vergangenheit, die nicht vergehen will, nicht nur für diejenigen, die sich noch an ihn erinnern, sondern auch für deren Kinder und Enkel, vielleicht sogar für deren Urenkel. Das Trauma der Gewalterfahrung führt zu allerlei Störungen, die sich auch noch vererben. In Deutschland ist erst vor einigen Jahren damit begonnen worden, ohne Landserromantik und Ausgebombtenselbstmitleid darüber zu sprechen. Vier Bücher zum Thema Kriegskinder /-enkel, mit Andeas Baum und dem Poeten und Clubbesitzer Reimund Spitzer. Am Dienstag, dem 19. November ab 15 Uhr live.

1. Sabine Bode: Kriegsenkel
2. Uwe Timm: Am Beispiel meines Bruders
3. Marie Poschmann: Die Sonnenposition
4. Tanja Dückers: Himmelskörper


1 Kommentar

  1. Wie gut, dass das Thema heute wieder hochkommt!

    Ich habe nach dem Tod meiner Mutter an Hand ihrer Tagebuchaufzeichnungen von 1941 (da war sie zwölf Jahre alt und der Krieg mit Russland war plötzlich ganz dicht vor der Haustür im ostpreußischen Gumbinnen) das Buch “Marjellchen” geschrieben. Es war mir natürlich ein wichtiges Anliegen, das Buch zu schreiben, es kam im letzten Herbst auf den Markt. Inzwischen ist schon die zweite Auflage gedruckt, denn mein Thema war plötzlich voll im Trend. Das freut mich natürlich sehr. Hier für alle Interessenten der Klappentext, mit freundlichen Grüßen, Gabriele Schreib M.A.

    “Die Mutter stirbt und das ist immer ein gegebener Anlass, auf ihr Leben einen intensiven Blick zu werfen. ‘Marjellchen’ ist ein inzwischen schon fast ausgestorbener Begriff, das sagen die Leute in Ostpreußen zu einem ‘Mädchen’. Marjellchen Irmgard, Jahrgang 1928, wächst behütet in ihrer Familie im ostpreußischen Gumbinnen auf. Mit zwölf Jahren, fast dreizehn, beginnt sie 1941, ein Tagebuch zu schreiben. Nach ihrem Tod liest die Tochter dieses Tagebuch. Schnell wird klar, welchem Druck das kleine Mädchen standhalten muss, als es zu schreiben beginnt: Der Krieg mit Russland hat gerade begonnen und die Bedrohung ist schon bald spürbar. Nach kurzer Zeit merken die Menschen selbst im ruhigen Ostpreußen, dass die ersten Todesfälle Lücken in die Familien reißen. Trotzdem vergehen noch Jahre, bis die kleine Familie, inzwischen ganz ohne Männer, auf abenteuerlichen Wegen nach Schleswig-Holstein flüchten muss. Das immer wieder eindringliche Dokument des Tagebuchs begleitet sie auf ihrem Weg.

    In Schleswig an der Schlei angekommen, ist der Krieg schon nach wenigen Tagen vorbei. Die kleine Stadt in der Nähe vom völlig zerstörten Kiel nimmt tausende von Flüchtlingen auf. Sie bietet im ersten Sommer nach Kriegsende wieder ein wenig heile Welt: Badefreuden im Haddebyer Noor, Bekanntschaften mit anderen jungen Leuten, manchmal auch Treffen mit einigen Menschen aus der alten Heimat. Irgendwann geht dann auch die Schule wieder los und gibt dem aus den Fugen geratenen Leben neue Struktur. Doch die tiefen Wunden, die der Krieg aufgerissen hat, bleiben.

    Selbst in der nächsten Generation, von der man sagt, sie hätten die ‘Gnade der späten Geburt’ gehabt, selbst dort ist noch viel von den niemals therapierten verwundeten Seelen der Elterngeneration zu spüren. So bietet dieses Buch einen Blick auf das Schicksal der Ostpreußenkinder, gesehen aus den Augen der Nachkriegsgeneration. Auch die deutsche Wissenschaft kümmert sich inzwischen verstärkt um das Schicksal dieser vielen Kriegskinder. So kann man dieses Buch als einen Beitrag sehen, der die wissenschaftlichen Forschungen mit den Erfahrungen der eigenen Kindheit der Autorin bereichert.”

    VAS-Verlag, Bad Homburg v.d.H., 2012, ISBN 978-3-88864-481-8, 14,80 Euro.

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